Auf nach Irland – von Falmouth nach Dublin
- janfischer-klm
- 30. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit

Eigentlich ist es nur Wind und Wasser. Trotzdem ist es noch ungewohnt, so lange Schläge – in diesem Fall rund 250 Meilen – an einem Stück zu planen und zu segeln. In einem der diversen Seminare zu Langfahrten habe ich gelernt, dass die Geduld der beste Navigator ist. So haben wir drei Tage in Falmouth auf günstige Bedingungen für die Passage nach Irland gewartet. Der guten Pflicht wegen sind nun auch alle Karten in analoger Form für den bevorstehenden Streckenabschnitt an Bord. Um die Strecke etwas überschaubarer zu gestalten, überlegen wir, uns an den Südwestzipfel nach Newlyn oder Penzance zu verholen. In Gesprächen mit anderen Crews wird uns davon aber abgeraten, da die Bedingungen in diesen Häfen sehr schlecht sein sollen.
Wir beschließen, am 18. August bei Sonnenaufgang zu starten. Um uns einen kleinen Vorteil zu verschaffen, segeln wir am Nachmittag des 17. Augusts in den etwa 5 Meilen südlich von Falmouth gelegenen Helford-River und ankern hier gut geschützt in einer wundervollen Landschaft.
Pünktlich 06:00 Uhr heißt es „Anker auf“ – leider mit ohne Wind an einem trüben Nieselmorgen. Unter Motor geht es die südenglische Küste entlang. Zahlreiche Delfine tummeln sich hier und wir stören die Delfinschulen bei ihrer Frühstückspause. Manchmal ist es richtiges Gewimmel um uns herum.

Auch der südlichste Punkt der britischen Insel – Lizard-Point – hüllt sich in grauen Nieselnebel und wird von uns unter Motor passiert.Erst kurz nach 10 Uhr und nach den ersten 25 Meilen kommt soviel Wind auf, dass sich Segeln lohnt. Wie erwartet kommt der Wind aus Westen, was nun erst einmal Kreuzen für uns bedeutet – und dass gestaltet sich schwerfällig. Winddrehungen und Strömung scheinen sich gegen uns verschworen zu haben. Vielfach haben wir das Gefühl, rückwärtszusegeln.

Erst um 15 Uhr passieren wir Lands-End mit dem auf einem Felsen vorgelagerten Leuchtturm „Longships“ und können die Südostspitze Irlands anliegen – Kurs Nord bei inzwischen 11 Knoten Wind.
Noch ewig ist die Küste Englands in Sicht. Wir segeln parallel zum gut befahrenen Verkehrstrennungsgebiet um Lands-End herum in die Nacht hinein. Auf dem AIS sind die Schiffe, die uns begegnen oder überholen gut auszumachen. Stutzig werden wir nur, als uns ein türkischer Frachter anfunkt und unseren Kurs wissen will. Er hat wohl nur unsere Beleuchtung erkannt. Auf AIS angesprochen, teilt er mit, dass wir nicht auf „Open-cpn“ zu erkennen sind. Eine gefährliche Interpretation davon, AIS systematisch zu überwachen, wenn man sich auf internetbasierte Freeware verlässt. Er passiert uns jedenfalls in sicherem Abstand.
Der Wind hält die ganze Nacht über gut bei 3-4 Bft, so dass wir zügig unserem Ziel entgegen segeln. Der Mond findet seine Lücken und die zahlreichen Schiffe machen die Nacht abwechslungsreich. Noch vor Sonnenaufgang sind es die ersten Delfine, die uns lebhaft begleiten. Der neue Tag selbst beginnt etwas trübe, reißt aber nach und nach auf. Die einzelnen Schauer der Wolken fallen in gutem Abstand zu uns.
Als wir die 12-Meilen-Zone Irlands erreichen ist vom Land immer noch nichts zu sehen, was uns wundert. Erst als wir das Verkehrstrennungsgebiet im St.-Georgs-Chanel erreichen sehen wir ein paar Windräder, die auf dem Irischen Landzipfel stehen. Statt der erwartet hohen Küste segeln wir plattem Land entgegen. Wir entscheiden uns, die Passage dicht unter Land zu nehmen. Bei herrlichem Sonnenschein, achterlichem Wind und der Strömung auf unserer Seite treibt es uns immer weiter nach Norden.
Statt, wie ursprünglich geplant, mit einem Zwischenstopp wollen wir direkt nach Dublin. Gegen Abend des zweiten Segeltages lässt jedoch der Wind nach, so dass wir doch recht übernächtigt beschließen, in Wicklow einen kleinen Stopp einzulegen. Unterschätzt haben wir jedoch Wicklow-Head, eine Ecke, um die uns die Strömung nun wild entgegensteht. Für die fünf Meilen nach Wicklow brauchen wir über zwei Stunden. Um 23:30 Uhr machen wir an der Mole des Hafens Wicklow fest. Doch statt eines Schwimmsteges, sind wir hier den Gezeiten ausgesetzt – also lange Leinen und jede Stunde prüfen, ob noch alles passt.
So starten wir am nächsten Morgen 06:00 Uhr kaum munterer als am vergangenen Abend, können aber wieder wunderbar Dublin entgegensegeln. Gegen 11 Uhr passieren wir die Mole zur Einfahrt in den Dubliner Hafen und machen kurz darauf an der Marina Poolbeg fest. Geschafft!
…bis man uns kurz darauf ziemlich unfreundlich des Liegeplatzes und der Marina verweist. Man will wohl trotz vorheriger Anmeldung lieber seine Ruhe und keinen Anmeldestress mit „Ausländern“ in Coronazeiten haben. Es ist die erste unfreundliche Begegnung seit meinem Ablegen in Cuxhaven. Der erste Eindruck von Irland ist dahin!
Bei inzwischen 17 Knoten Wind stampfen wir der großen Marina in Dun Laoghaire, südlich von Dublin, entgegen und machen um 12:30 Uhr hier fest. Nach 280 Meilen und 54,5 Stunden sind wir erfolgreich am Ziel.

































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