Geburtstagssegeln
- janfischer-klm
- 28. Nov. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Manchmal kann es aber auch besonders schön sein, die Feste so fallen zu lassen, wie man sie feiern möchte. So in etwa war es dieses Jahr mit meinem Geburtstag. Schon frühzeitig in der Törnplanung begann ich, einzelne Pflöcke einzuschlagen. In der besonders positiven Erinnerung an meinen 50. Geburtstag in Dublin, hatte ich beschlossen, auch meinen diesjährigen Geburtstag genau dort zu begehen. Danach soll es von dort aus in Richtung Süden und letztendlich über die Biskaya gehen. Nach meinen Recherchen ist der September noch gut geeignet für diesen Sprung. Also war der Plan schnell bestätigt.

Noch liege ich in Malahide im Norden von Dublin – in günstiger Entfernung vom Flughafen – als die „halbe“ Familie am 7. September anreist. Es ist ein Dienstag und wir haben bis zum Sonntag Zeit, zu feiern, Dublin zu erleben, zu segeln und auf dabei immer auf die Abreise nach Spanien zu schielen.
Den 8. September packen wir noch einmal voll mit tollen Erlebnissen in Dublin. Zuerst gibt es nach einem kleinen Rundgang durch die Stadt einen beeindruckenden Besuch im Trinity-College. Das Book of Kelts selbst ist dabei mindestens so sehenswert wie die Ausstellung um die Geschichte drumherum. Natürlich überwältigt die große Bibliothek, die einen ehrfürchtig die vielen Regale mit unzähligen Büchern und die Büsten herausragender Schriftsteller und Philosophen erleben lässt.
Aber auch das gesamte Ensemble der Universität ist sehenswert. Die historischen Bauten zusammen mit den vielen jungen Leuten, die hier ihrem Studium nachgehen, schaffen eine belebende Verbindung zwischen Historischem und dem Hier und Jetzt.
Nun geht es auf zur Jameson-Destillery, um den Jahrestag ordentlich zu begießen. Das alte Stammhaus im Zentrum von Dublin ist zu einem attraktiven Besucherzentrum umgebaut. Eine multimediale Whisky-Zaubershow vermittelt die Historie genauso gut, wie den Firmengeist und wirtschaftliche Zusammenhänge der Geschichte des Unternehmens. Natürlich darf eine Whiskeyverkostung nicht fehlen.
Das Highlight wird jedoch nun eine Verkostung direkt vom Fass – Cast strenght. In andächtigem Ambiente wird der edle Tropfen dem Fass entnommen. Alkoholgeruch erfüllt den Raum und auch das erste Schmecken ist eher anstrengend als angenehm. Die Zugabe eine kleinen Tropfen Wassers lässt jedoch das Aroma explodieren. Eine wirklich beeindruckende Whiskey-Erfahrung, die selbstverständlich zum Kauf im Shop ermuntert.

Am nächsten Morgen ist dann Aufbruch nach Süden. Die Planung sieht vor, in drei Tagen nach Waterford im Südosten der Insel zu kommen. Kaum haben wir Malahide verlassen, zieht dichter Nebel auf. Eigentlich ist es sonnig und wenn man nach oben sieht, schimmert der blaue Himmel durch den weißen Schleier. Stattdessen tropft das Kondenswasser von Segeln, Stagen und Wanten. Der Leuchtturm von Dublin zieht gespenstisch in etwa 200m Entfernung an uns vorbei. Dann sind wir wieder alleine in der trüben Masse. Erst am Wicklow-Head lichtet sich der Nebel, so dass wir unser Ziel Arklow bald mit bloßem Auge erkennen bzw. dessen Leuchtfeuer. Bereits in der Dunkelheit machen wir um 22:30 Uhr nach insgesamt 55 Meilen längsseits an einer Motorbarkasse fest.
Den anschließenden Morgen nutzen wir für einen kleinen Stadtrundgang durch das beschauliche Städtchen, einem letzten Großeinkauf für den Sprung über die Biskaya und legen am Mittag ab. Bei gutem Wind und kräftiger Strömung mit uns sind wir schnell – im Durchschnitt mit 7kn Fahrt - an der Südspitze Irlands, in Rosslare angekommen und gehen in der Nähe des Fährhafens vor Anker.
Anders ergeht es uns am Samstag. Die Umrundung des südlichen Zipfels wird herausfordernd – wenig Wind und deutlich kräftigerer Strom als erwartet gegen uns. Dann aber frischt der Wind auf und wir können wenigstens an der Südküste Irlands in Richtung der Einfahrt nach Waterford sportlich segeln. Am spannendsten ist die Passage zwischen den Inseln Little und Great Saltee. Hier zwischen befindet sich eine Schwelle mit nur 3 Metern Wassertiefe, was bei dem Gezeitenstrom wieder kräftige Wirbel verursacht. Diesmal geht´s an der Kante bergab.
Nach dem Passieren des Leuchtturms auf Hook Head führt der Weg nach Norden. Mit Beginn des Fahrwassers lässt auch der Wind nach, es wird dunkel und wir fahren die 12 Meilen nach Waterford unter Motor. Der Flusslauf windet sich durch möglicherweise beeindruckende Hügellandschaften und immer wieder gibt es seenartige Erweiterungen. Die Navigation mit Hilfe des Plotters und zahlreichen Leuchtfeuern und Fahrwassertonnen geling gemeinsam gut. Um 22:30 Uhr machen wir mitten in Waterford an der Citymarina fest. Nach einem kleinen Anlege-Wässerchen findet der Tag und damit die Überführung zum Ausgangspunkt für die Überfahrt nach Spanien ein Ende.
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