Nordspanien – von A Coruna nach Vigo entlang der Küste Galiciens
- janfischer-klm
- 21. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit

Zwei, drei Tage Ruhe wollen wir uns nach der Biskaya-Überquerung schon gönnen. Auf jeden Fall starten wir den Aufenthalt mit einem guten Essen in einer der Tapas-Restaurants und fangen an, uns an die spanischen Gepflogenheiten zu gewöhnen. Auch der erste Sangria schmeckt sommerlich und herrlich authentisch.
Auf dem Plan steht zunächst ein Stadtrundgang und wir erleben ein lebendiges, attraktives Stadtzentrum – zumindest am späten Nachmittag und Abend. Der auf einem Hügel gelegene alte Stadtkern wirkt am Mittag jedoch nahezu verlassen.
Das Wetter bleibt anfangs noch trüb, windig und regnerisch – genau richtig zum Ausruhen und Durchatmen. Natürlich schielen wir jeden Tag auf die Wetterprognosen, um die Nordwestspitze Spaniens zu passieren und eigentlich steht ein Ausflug nach Santiago de Compostela auf der Wunschliste. Die Windvoraussichten haben jedoch etwas dagegen. So beschließen wir, bereits am 19. September am Nachmittag abzulegen und mit einem Nachtschlag um das Capo Finisterre herum in geschützte Gefilde zu kommen.
Beim Ablegen um 15 Uhr streikt der Motor. Nach etwa zwei Stunden Suchen und Basteln ist klar, dass der Motor wohl auf letzten Meilen der Biskaya zu viel Luft geschluckt hat. Nach dem Entlüften geht´s zur Tanke und dann um 18 Uhr endlich los. Der erwartete Wind ist aber immer noch nicht da. Gut 30 Meilen braucht es, bis wir die Segel setzen können. Dann rauschen wir aber bei nördlichem Wind um 10 Knoten durch die hell vom Mond erleuchtete Nacht entlang der spanischen Küste, passieren das Kap Finisterre und laufen unter Motor das letzte Stück wieder nach Norden. Nach insgesamt 75 Meilen fällt kurz vor Sonnenaufgang der Anker in der herrlichen, gut geschützten Bucht vor dem Strand Playa Esordi.
Den halben Tag machen wir zur Nacht und vertrödeln die restliche Zeit, während das Schiff munter in den Böen, die über die Berge fallen am Anker tanzt. Einen Tag später geht es mittags weiter. Der Wind weht kräftig aus Nordnordost mit knapp 5 Beaufort bei fast wolkenlosem Himmel. Nur mit der Genua lassen wir uns durch die gut geschützte Bucht die 23 Meilen nach Muros wehen.
Die Küste ist stark zerklüftet und es wechseln sich tiefe Einschnitte und Buchten mit vorgelagerten Untiefen und Felsinseln ab. Mach Muros geht es um eine Landzunge herum in die etwa 10 Meilen tiefe Ria de Muros. Der kleine Ort mit seiner Marina macht auf uns einen sympathischen Eindruck.
Vielmehr wird uns jedoch in Erinnerung ein Erlebnis des darauffolgenden Morgens bleiben. In der Bucht und auch im Hafen lebt ein Delfin, der nicht nur zutraulich ist, sondern sich seine Streicheleinheiten von den Seglern im Hafen einfordert – unfassbar.
Nach dieser morgendlichen Delfintherapie setzen wir unsere Fahrt in Richtung Vigo fort. Die nächste große Bucht ist die Ria de Arousa. Der weg dorthin führt wieder an schroffen Felsufern vorbei. Die Ria de Arousa selbst ist ebenfalls stark zerklüftet und erstreckt sich auch gut 10 Meilen ins Landesinnere. Felsinseln und Untiefen machen das Revier abwechslungsreich und navigatorisch anspruchsvoll. Mit Hilfe unseres sehr guten Revierführers können wir uns jedoch zielstrebig und sicher bewegen. Bei guten 5 Windstärken – weiterhin aus Nordnordost – reicht wieder die Genua, die wir teils sogar reffen. Am spannendsten ist die Passage durch den Canal de Sagres an der Einfahrt zur Ria de Arousa. Ganze drei Seiten mit über 10 Detailfotos von Felsensilhouetten und Bojenpeilungen widmet der Revierführer dieser Einfahrt, die an der schmalsten Stelle gerade 100m breit ist.

Unser Ziel ist eine Ankerbucht südlich der Isla de Arousa. Durch Muschelzuchtanlagen hindurch bahnen wir uns den Weg in diesen kleinen Naturhafen und finden auch eine freie Mooringboje, an der wir uns festmachen. Der Liegeplatz ist sicher, auch wenn Wind und Böen unentwegt über die Insel hinwegpfeifen. Wir lassen das Schlauchboot eingepackt und verzichten bei den Bedingungen auf einen Landgang in dem als sehr sehenswert beschriebenen kleinen Ort.
Unter den gleichen Bedingungen wie am Vortag segeln wir am 23. September wieder heraus aus der Bucht. Noch haben wir zwei Tage Zeit und steuern deshalb zunächst die nächste Bucht Ria de Pontevedra an. Zwischen der Isla Ons und dem Festland hindurch geht es zügig nach Süden. Die Isla Ons ist eine der Inseln des spanischen Nationalparks Atlantische Inseln. Schon im Frühjahr hatte ich eine Genehmigung beantragt, hier anlanden bzw. ankern zu dürfen. An der Isla Ons passt das aber heute nicht.
Da der Wind uns so gut voranbringt und für den kommenden Tag kaum Wind in Aussicht ist, planen wir um und segeln weiter bis in die Ria de Vigo. Gleich hinter dem ersten Kap – dem Cabo Home – machen wir den Ankerplatz in der Ensenada de Barra aus. Die Sonne begleitet uns den ganzen Tag ungetrübt und über die Berge fällt nun am Nachmittag ein warmer fönartiger Wind. Bei etwa 7m Wassertiefe fällt vor dem herrlich weißen Strand der Anker.
Erst am späten Nachmittag des nächsten Tages fahren wir die knapp sieben Meilen nach Vigo. Das ganze Gegenteil zu unserem beschaulichen Ankerplatz ist der Liegeplatz in der Marina des Real Club Nautico von Vigo mitten im Stadtzentrum. Die Stadt, die sich über Hänge und Berge erhebt, wirkt auf den ersten Eindruck groß, grau und erdrückend. Erst bei meinen Rundgängen in den kommenden Tagen kann ich der Stadt und ihrer Architektur etwas Interessantes abgewinnen.
Zum Abschied von Robert kehren wir in ein kleines einladendes Restaurant in einer der Gassen, die sich die Hänge hinaufschiebt, ein, sind aber von den Speisen dann weniger begeistert. An der Hafenpromenade finden wir dann aber eine Cocktailbar, die für den Abschiedsabend ein feierliches Ambiente bietet.
Ich nutze die nächsten drei Tage, um dem Schiff mal wieder eine Grundreinigung angedeihen zu lassen und erkunde Vigo. Abermals steht der Besuch von Santiago de Compostela auf dem Plan – diesmal erfolgreich. Aber dazu mehr im nächsten Bericht.
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