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Entlang der Nordseeküste – von Amsterdam nach Calais

  • janfischer-klm
  • 5. Aug. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Eigentlich soll dies hier ja ein Blog über das Segeln werden. Doch wenn man entlang der Nordseeküste schippert, gibt es neben dem Segeln auch Beeindruckendes in Häfen und in diesem Fall auch in Städten. Zwar hat meine Reise einen gewissen Zeitplan, aber es war von Anfang an die Absicht, auch ein wenig mehr von Ortschaften und Städten rund um die Häfen kennenzulernen und das Flair der jeweiligen Gegend wirken zu lassen. So führt dieser Teil der Route von Amsterdam aus nach Scheveningen und damit in die Städte Den Haag und Delft. Weiter geht es nach Zeebrugge in Belgien, von wo aus man Brugge wunderbar erreicht. Die letzten Stationen in diesem Beitrag sind Nieuwport in Belgien und schließlich Gravelines, ein kleiner Hafen kurz vor Calais. Aber keine Sorge, die Eindrücke vom Segeln kommen bestimmt nicht zu kurz.


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Segeln, ja, das wäre schön gewesen. Doch der Noordzeekanaal von Amsterdam bis zu seiner Mündung in die Nordsee verläuft in Richtung Nordwesten – und genau daher kommt heute der Wind. So geht es die 20nm bei herrlichstem Sonnenschein mit Motorkraft entlang. Wirklich spannend ist diese Fahrt nicht, da Hafenanlagen links und rechts das Ufers säumen. Kurz vor IJmuiden dann die Schleuse, die den Weg frei macht auf die Nordsee. Glückssache, dass es ohne Warten gleich in die Kammer geht und problemlos in diesem Fall die etwa 60cm nach oben. In Bau ist hier eine riesige neue Schleusenkammer, damit zukünftig die Kreuzfahrschiffe bis nach Amsterdam buchsiert werden können. Dann wir wohl auch IJmuiden diesen Wirtschaftsfaktor ganz verlieren. 1 Meile hinter der Schleuse dann die große Marina. Über Funk bekommen wir die Information, an Steg M uns einen beliebigen Platz aussuchen zu können. Nur gut, dass wir den Hafen schon vor zwei Jahren bei der Schiffsüberführung kennengelernt haben. Steg M geht einmal um das gesamt Hafenbecken herum. Legt man gleich vorne an, hat man gefühlt einen Kilometer Fußmarsch, um an Land zu kommen. Diesmal also bis fast ans Ende – oder besser zum Anfang. Ein nachmittäglicher Strandspaziergang mit lebendigen Eindrücken vom niederländischen Strandleben runden den Tag ab.

Um die Strömung gut auszunutzen, geht es einen Tag später mit dem Hochwasser um kurz vor 12 Uhr mittags los. Wind aus NO, 10kn und strahlender Sonnenschein – es ist ein traumhafter Segeltag! Vor Wind geht es nach Scheveningen und die 25 Meilen sind viel zu schnell hinter uns. Vom Schlauchboot aus weist und der junge Havenmeester einen Platz ganz hinten in der Marina zu. Ganz hinten ist in diesem Fall mal wieder ganz vorne – ruhig und ein kurzer Weg zum Ausgang. Am Hafen, entlang der Marina gut besuchte Restaurants unterschiedlicher Ausrichtungen – alle gut besucht und meist von besonders gut gekleideten Gästen. Es ist wohl etwas Besonderes, hier mit Blick über den Hafen in Richtung Sonnenuntergang seinen Aperol-Spritz, Austern und Lobster oder auch Sushi zu genießen, was sich auch an den Preisen der Restaurants zeigt.

Ein Rundgang durch Scheveningen im nächsten Vormittag lässt einen Eindruck von dem Hafen- und Strandstädtchen gewinnen. Die vielen Restaurants und Bars am Strand verleihen einem das Gefühl, irgendwo am Mittelmeer zu sein, die mondäne Pier mit Riesenrad lässt sich dagegen eher mit Bildern von der amerikanischen Küste vergleichen.

Mit der Straßenbahn geht´s nach Den Haag. Nur zehn Minuten Fahrweg und schon stehen wir mitten im Zentrum der Stadt. Der Binnenhof als Sitz der Niederländischen Regierung beeindrucken dabei genauso, wie der Friedenspalast – der Sitz des internationalen Gerichtshofs – oder das Palais Noordeinde, dem Regierungssitz der Königlichen Familie. Nicht zu vergessen ist, dass all das eingebettet liegt in einem wundervoll einladenden historischen Stadtzentrum. Die Zeit reicht, um sogar das Eschermuseum mit seinen illusionistischen Zeichnungen zu besuchen.

Zwei Tage haben wir uns Zeit genommen, um auch noch die zweite Stadt, die von Scheveningen per Tram zu erreichen ist, zu besichtigen – Delft. Nach nur 30 Minuten Fahrzeit steht man mitten im Zentrum und ich lasse jetzt einfach mal die Bilder sprechen.

Nun aber endlich wieder Segeln! Der Weg nach Zeebrugge ist weit, also ist 07:00 Uhr Ablegen angesagt. Der Wind ist wieder günstig aus NO mit anfangs um 10kn und nach kleiner Mittagruhe am Abend dann bei knapp 15kn. Mit Groß und Genacker geht´s teilweise platt vors Laken entlang der niederländischen Küste an Rotterdam vorbei, dann über die weite Mündung der Schelde nach Zeebrugge. Nach knapp 70 Meilen und gut zwölf Stunden später machen wir in der großzügigen Marina fest. Eigentlich wollten wir den Kanal nach Brugge nehmen, sind dafür aber an diesem Tag zu spät, da die Schleuse nur bis 18:00 Uhr in Betrieb ist. So fällt auch die Entscheidung, am kommenden Tag mit der Bahn nach Brugge zu fahren. Bemerkenswert ist, dass die gesamte Belgische Küste entlang eine Straßenbahn von Nieuwport bis nach Knokke als Bäderbahn fährt. Ansonsten ist die Küste sehr ernüchternd und der Anblick von See aus abschreckend – ein Betonblock reiht sich an den anderen und das so weit das Auge reicht. Umso schöner ist die Besichtigung der Weltkuluterbestadt Brugge und die Verkostung der lokalen Spezialitäten.

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Der nächste Hafen, der zweite und letzte in Belgien ist 24 Meilen Nieuwport – ebenfalls ein quirliger Urlaubs- und Badeort und wohl das Zentrum der Belgischen Seglerinnen und Segler. Jedenfalls füllen riesige Marinas den Innenbereich des Hafens. Ein kleiner Rundgang lässt einen Eindruck vom historischen Zentrum gewinnen. Überwältigender ist jedoch das Angebot an frischem Fisch und sonstigem Meeresgetier. In der Bordküche gibt es heute Seeteufel und Rochen – lecker!

Es ist der 25. Juli und der 18. Segeltag meiner Reise als ich Frankreich erreiche. Zeitig in Nieuwport gestartet, um mit Wind und Strömung zügig voranzukommen, ist es viel zu früh für die in den kleinen Hafens, den wir uns aufgrund der alten Festungsanlage als Ziel ausgeguckt haben. Zwei Stunden liegen wir vor der Einfahrt vor Anker, bis die Wassertiefe ausreichend sein soll, dass wir passieren können – stimmt! Hier werden wir das erste Mal vertraut mit den Auswirkungen von Ebbe und Flut, insbesondere damit, dass Häfen nicht zu jeder beliebigen Zeit erreicht oder verlassen werden können. Hier ist es 2 Stunden vor bzw. nach Hochwasser – eine ganz neue Zeitrechnung der Planung beginnt. Doch mit einem kleinen Rundgang durch Gravelines und Blicke auf die Zufahrt zum weiter innen liegenden Hafen soll nun dieser Beitrag enden.


 
 
 

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