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Kreuz und quer übers IJsselmeer nach Amterdam

  • janfischer-klm
  • 29. Juli 2021
  • 4 Min. Lesezeit

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Die Prinses Margrietsluis in Lemmer trennte uns noch nach unserer Fahrt durch die Friesländischen Wasserstraßen vom IJsselmeer. Eine große Schleuse, so dass wir nur kurz warten mussten und als drittes von insgesamt sech Schiffen in die Kammer einfahren. Genügend Möglichkeiten zum Festmachen sind vorhanden und der Hub von knapp einem Meter machen das Schleusen selbst einfach.

Nach einer kurzen betonnten Ausfahrt eröffnet sich die Weite des IJsellmeeres... nee, eng ist´s. Tonnenreihen weisen den Weg, Windparks auf der einen Seite, Berufsschiffahrt und Bagger auf der anderen Seite und die Wassertiefe ist auch zu beachten. Nachdem sich dann ein paar hundert Meter weiter alles auflöst, setzen wir die Segel und es geht genau gegenan in Richtung Medemblick an der Westküste des IJsellmeeres.

Waren wir vorher die Tiefen der Nordsee gewohnt, macht der Blick auf Karte und Echolot etwas stutzig - Tiefen von 2,5 bis 3,5 Meter reichen zwar, aber überraschend ist das schon. Nicht aber, wenn man sich bewusst macht, dass das Markermeer (das ist ein weiterer Teil dieser Landschaft) und IJsselmeer erst im letzten Jahrhundert aus Wattlandschaft durch Dämme der Nordsee abgerungen wurden. Daraus hat sich hier ein herrliches Segelrevier entwickelt. Bei 3-4 Beaufort durchkreuzen wir das etwas sandig trübe Wasser, landen aber schließlich in dem beschaulichen Städtchen Medemblick. Wir entscheiden uns für einen Liegeplatz im inneren - dem Westerhaven. Die Brücke öffnet sich und wir gelangen zur Marina an diesem Binnensee.

Am darauffolgenden Morgen ist ein Rundgang durch das Städtchen Pflicht und trotz der zahlreichen Eindrücke schnell erledigt, so dass wir noch am späten Vormittag auslaufen und bei einem sommelichen leichten Lüftchen in Richtung Enkhuizen segeln.

Kurz vor der Einfahrt in Richtung Schleuse verlässt uns der Wind und es geht entlang der unzähligen Häfen, Marinas und Liegeplätze für große und kleine Schiffe in Richtung der Schleuse, die das IJssel- vom Markermeer trennt. Die Wartezeit ist kurz, nur zwei Boote in der Kammer und der Höhenunterschied nicht festellbar. So geht es zügig weiter. Am Ende der Tonnenreihe frischt der Wind auf, so dass wir Edam als heutiges Ziel gut anliegen können. Gleich am Anfang der kleinen Einfahrt finden wir einen Liegeplatz und gehen die knapp zwei Kilometer in das Zentum von Edam zu Fuß. Der Ort wirkt wie verlassen, nur wenige Menschen sind anzutreffen und auf dem Marktplatz, der unverhältnismäßig groß für das Örtchen erscheint, hat sich ein Restaurant breitgemach, in dem sich nur wenige Gäste eingefunden haben. Bestimmt liegt das daran, dass es schon so spät ist, dass die Geschäfte geschlossen haben. Doch weit gefehlt. Bei einem zweiten Besuch, fünf Tage später, bestätigt sich dieser Eindruck - trotz des Ursprungs des berühmten Käses kein Massentourismus - unglaublich, aber war.

Von Edam aus führt der Weg direkt nach Amsterdam. Der Liegeplatz in der Citymarina, unweit des Hauptbahnhofs ist reserviert und die große Oranjesluiz zusammen mit vielen ordentlich in die Kammer eingestapelten Sportbooten ist bei nur 20cm Höhendifferenz auch gemeistert. So erreicht Martin, mein Mitsegler der ersten Tage pünktlich seine Zug zurück in die Heimat.

Von hier aus geht es erst einmal alleine weiter - oder besser gesagt, nach zwei Tagen Amsterdam wieder zurück aufs Markermeer. Die Nähe der Marina zur Innenstadt macht den Aufenthalt zu einem besonderen Erlebnis. Problemlos lässt es sich durch die Stadt wandern, mal wieder zum Schiff zurück, dann wieder auf ein erfrischendes Getränk in eines der zahlreichen Restaurants und dann natürlich in das pulsierende Nachtleben. Seit knapp zwei Jahren habe ich so viele Menschen nicht mehr so dicht an dicht gesehen. Im Zentrum des abendlichen Trubels müssen Ordnungskräfte sogar Einbahnstraßenregelung entlang der Grachten und durch die Gassen einrichten. Wen wunderts, dass so die Inzidenzen wieder in die Höhe schnellen, noch dazu, weil die Meisten das Tragen von Masken wohl ganz schnell wieder verlernt haben.

Für mich geht es dann "zurück" nach Volendam. Zwar ist das Wetter etwas trüber geworden, aber der Wind - wieder gegenan aus Ost - ist frisch. So erreiche ich das Fischerstädtchen am zeitigen Nachmittag und werde sowohl über Funk als auch vom Hafenmeister aus seinem Dingi persönlich herzlich begrüßt und an einen schönen Liegeplatz geleitet. Er hilft dann auch gleich noch beim Anlegen und Festmachen - ein einzigartiger Service. Auch Volendam ist beeindruckend und wieder ganz anders als die anderen vorher beschriebenen Hafenorte. Die Restaurants an der Hafenpromenade sind belebt und strahlen ein herzliches Willkommen aus. Da der folgende Tag etwas trüber und windig ist, besuche ich von hieraus noch einmal das etwa fünf Kilometer entfernte Edam, bevor es weiter nach Horn im Norden des Markermeers geht.

Bei frischen 4-5 Windstärken ist es auch nicht schlimm, dass es mal wieder gegenan geht. Was allerdings schlimm ist - das Kraut. Plötlich segelt es statt mit 6 Knoten vorwärts 2 Knoten seitwärts. Da sich das Schiff nicht wenden lässt, helfen eine Halse und Aufstoppen mit Hilfe des Motors. Plötzlich treibt neben mir eine grüner Teppich aus Algen - eben Kraut. Später lese ich, dass auch in diesem Jahr wieder Mähaktionen seitens der Gemeinden organisiert werden, um das Problem ein wenig einzudämmen.

Kaum hat sich dieses Problem gelöst folgt das nächste - das Großsegel ist oben und will dort bleiben. Es lässt sich nicht ermuntern, geborgen zu werden. So gehe ich zunächst vor der Einfahrt von Horn vor Anker und versuche eine Lösung zu finden. Letzendlich ist diese dann ein Telefonat mit der Marina in Horn, die mir mitteilt, es gäbe ein Hebebühne dort. Dass das Einfahren in eine Marina und das Anlegen mit gestetztem Großsegel bei gut 4 Bft nicht ganz einfach sind, lässt sich vorstellen. Es bleibt aber alles Weitere heil und das Schiff liegt direkt an der Hebebühne.

Bald stelle ich fest, dass 15 Meter ganz schön hoch sind! Egal, das Segel muss runter. In diesem Fall hilft nur, das Fall zu kappen, es hat sich neben der ausgebrochenen Rolle verklemmt. Beim Demontieren der Rolle sehe ich plötzlich den Bolzen fallen - wie in Zeitlupe - aufs Kajütdach, aufs Deck, ins Wasser... Ich mache es kurz, der neue Bolzen kommt am kommenden Mittag und wird tapfer in 15 Meter Höhe mit neuer Rolle montiert.

Noch am Nachmittag lege ich wieder ab und segele bei reichlichen 5 Bft nur mit der Fock vor Wind wieder nach Volendam und am kommenden Tag nach Amsterdam. Die Tage am IJsselmeer enden im Sixhaven gegenüber dem Hauptbahnhof. Hier liegt es sich deutlich ruhiger und mit den kostenlosen Fähren, die im Dauerbetrieb unterwegs sind, ist das Zentrum der Stadt fast genauso nah.


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