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Segeln oder nicht segeln, das ist hier die Frage (von Calais nach Dieppe)

  • janfischer-klm
  • 15. Aug. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

…oder auch: Wann und wohin segeln?


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Auch wenn die Gezeiten seit Cuxhaven präsent sind und erheblich auf die Planung ihre Wirkung hatten, nimmt das Thema nun für uns noch einmal eine andere Dimension ein. Der aktuelle Hafen ist Gravelines – kurz vor Calais. Die Ausfahrt ist immer 2 Stunden vor bzw. nach Hochwasser möglich. Blöderweise ist heute am 26. Juli aktuell Hochwasser gegen 16:00 Uhr, Ablegen also 14:00 Uhr – der halbe Tag ist schonmal weg. Hinzu kommt, dass die Strömung erst nach HW kippt und da es nach Westen geht, wir erstmal gegenan segeln müssen. Auch der Wind kommt von dort, was das Kreuzen besonders herausfordernd macht. Zwei Schläge von jeweils etwa einer halben Stunde und der Gewinn ist eine knappe Meile. Zum Trost zeigen sich hin und wieder ein paar Robben, die uns mitleidig ansehen und eine begleitet uns sogar ein kleines Stück.

Irgendwann lässt der Strom natürlich nach und kehrt sich ganz langsam zu unseren Gunsten, nur wird es demnächst dunkel. Es stellt sich die Frage, ob wir nach Calais ablaufen oder das anvisierte Bolounge sur Mer in der Planung behalten. Aufgrund der Wetterprognosen für die kommenden Tage verwerfen wir die zwischenzeitliche Idee und können das Segeln in den Sonnenuntergang entlang der Steilküste von Calais genießen. Laut Hafenhandbuch soll die Einfahrt von Bolounge sur Mer problemlos auch nachts anzusteuern sein. Stimmt, von weitem sind klar die Leuchtfeuer der Einfahrt auszumachen und um 23:00 Uhr sind wir im Schutz der Mole. Der Hafen ist groß und wohl die Stadt auch. Weit geht es hinein bis zu den Anlegern für die Sportboote. Dieser ist reichlich gefüllt, so dass wir uns längsseits ins Päckchen schleichen und um 23:30Uhr festmachen.

Der nächste Tag soll wechselhaft werden und die Tiefausläufer der folgenden Tage ankündigen. Wir brauchen also einen Hafen, der sicher ist und auch möglichst etwas im Umfeld zu bieten hat. Die Entscheidung fällt auf Dieppe, etwa 45 Meilen südwestlich. Nach kurzer Nacht legen wir kurz vor 7 Uhr wieder ab. Natürlich kommt der Wind mit etwa 12 kn aus Südwest. So starten wir mit großzügigen Kreuzschlägen. Immer wieder ziehen graue Wolken auch mit dem einen oder anderen Schauer und kräftigen Böen mit bis zu 30kn Wind über uns hinweg. Wir trainieren Ein- und Ausreffen. Aber auch einer Wolkenlücke mit ohne Wind begegnen wir. So darf der Motor uns sieben Meilen dem Ziel näher bringen, bevor es mit der nächsten Brise der beeindruckenden Kreideküste entgegengeht. Zwar begrüßt uns Dieppe nach 64 Meilen mit einem weiteren kräftigen Regenguss, aber auch mit einem Regenbogen direkt bei der Hafeneinfahrt. Das äußerst agile Hafenteam weist uns einen Platz längs am Steg zwischen zwei Stegen zu, dicht am Ausgang in die spontan einladend lebendige Stadt. Am nächsten Morgen können wir in einen passenden Stand verholen und sind für die nächsten zwei - es werden am Ende vier Tage – angekommen.

Dieppe erweist sich wirklich als ein wunderbares Städtchen zum Verweilen. Entlang des Hafens reihen sich zahlreiche Cafés, Bars und Restaurants. Insbesondere das Angebot an Fisch- und Meeresfrüchte-gerichten ist überwältigend. Am zweiten Abend nutzen wir das auch und erfreuen uns an einem Menü mit Krabben bzw. Fischpastete als Vorspeise, danach verschiedenen Varianten Muscheln und etwas Fromage zum Abschluss – lecker! …und viel zu viel.

Neben diversen Bastel- und Reinigungsarbeiten an Bord wird die nahe und weitere Gegend erkundet - natürlich an erster Stelle Dieppe selbst mit der attraktiven barocken Altstadt und der Burg. Eine „Strandwanderung“ nach Plage de Puys wird zwar zu einer Wanderung zum Strand, umso überwältigender ist der Eindruck der Steilküste aus unmittelbarer Nähe.

Dieser Eindruck bestätigt sich bei einem Ausflug mit dem Mietwagen – die Odyssee der Ausleihe lasse ich hier mal weg – nach Le Trepor und Ault etwa 40km östlich von Dieppe. Mit der Zahnradbahn geht’s in Le Trepor auf über 100m hoch zum Panoramablick und in Ault zum „Anfang“ dieser einzigartigen Küstenlandschaft.

Waren Ebbe und Flut auch vorher schon gut präsent, erleben wir im Hafen das noch einmal eindrucksvoll. Wenn es auch an anderer Stelle noch mehr sein soll, acht Meter Tidenhub sind schon ein Erlebnis. Am Sonntag, den 1. August soll es nun endlich weitergehen und erneut stellt sich die Frage nach dem Lossegeln. Der Wind kommt aus Westen – wohin unsere Reise gehen soll, der Strom kippt zu spät oder zu früh und die Einfahrt nach Fecamp soll bei passendem Wasserstand erfolgen. Doch wie kalkuliert man die Zeit dahin? Es sind eigentlich nur gut 30 Meilen also fünf bis sechs Stunden. Doch beim Kreuzen werden daraus leicht 45 Meilen und damit dann acht bis zehn Stunden. Darüber dann mehr im nächsten Beitrag…


 
 
 

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