Südengland - von Weymouth nach Falmouth
- janfischer-klm
- 24. Sept. 2021
- 5 Min. Lesezeit

Die Reise nach England zu Zeiten von Corona stelle sich jenseits von Segeln anfangs als eine echte Herausforderung dar. Hatte die Pandemie schon dazu geführt, die ursprüngliche Route über Schottland mit Orkney-Inseln und dem Kaledonischen Kanal gegen Frankreich und den Ärmelkanal zu tauschen, so ist die Corona-bedingte Navigation weiterhin nicht einfach.
Am 8. August kommt Andreas in Cherbourg an Bord und sein Rückflug geht zwei Wochen später von Dublin. Das Ziel ist also klar, der Weg noch nicht. Wind- und Wetterbedingungen sprechen dafür, statt uns an der französischen Kanalküste nach Westen zu hangeln, von Cherbourg aus den Ärmelkanal zu queren und die Südküste Englands abzuklappern – wenn da nicht die rigiden Einreisebedingen der Engländer wären. Pre-Departure-Test: Stundenlanges Suchen nach einer Apotheke, in der dieser Test in Cherbourg möglich ist. Letztendlich bleibt die Online-Version. Doch die an Bord vorhandenen Testkits sind dafür nicht zertifiziert. Andreas treibt in einer der Apotheken das letzte Päckchen eines Tests auf, der hier funktionieren soll. Erledigt. Wenn auch die Quarantänepflicht für aus Frankreich Einreisende vor zwei Tagen gefallen ist, bleibt der Day-2-Test. Dieser ist im Voraus zu buchen zu bezahlen, da es ohne dem kein gültiges Passanger-Locator-Form gibt. Nach umfassenden Internetrecherchen finden wir ein Unternehmen, dass Englandweit vor-Ort-Tests durchführt – gebucht für 89£ für den Test und 40£ für den Service, …pro Person. Nun steht dem Aufbruch nach England nichts mehr im Weg.
Am 10. August geht es pünktlich zum Morgengrauen los. Die Windprognosen sind günstig – treten aber so dann doch nicht ein. Statt frischem achterlichen Wind kämpfen wir uns durch Niesel und Nebel unter einer dichten Wolkendecke mit ohne Wind die ersten 20 Meilen nach Norden. Dann endlich reißt es auf und der angekündigte Wind hat die Möglichkeit, zu uns vorzudringen.
Vorbildlich melden wir uns bei der Küstenwache an – ist ja schließlich „Ausland“ – und knüppern die gelbe Flagge ins Achterstag. Etwas genervt weißt man uns über Funk darauf hin, dass wir uns einfach im Hafenbüro bei Ankunft in Weymouth melden sollen. Bei inzwischen frischen gut 4 Bft kommen wir der sehr attraktiven Silhoutte der englischen Südküste näher. Berge, Felsen und Steilküsten säumen die abwechslungsreiche Uferlinie. Vorbei geht es an der weitläufigen Hafenanlage von Portland. Wir melden uns über Funk beim Hafenmeister in Weymouth. Dieser weist uns einen Liegeplatz als viertes Boot in einem Päckchen zu, wo wir nach 75nm Überfahrt nach gut 13 Stunden festmachen. Die Kommunikation mit unseren Nachbarn ist spontan herzlich und das Städtchen wirkt einladend und munter. Wir entschließen uns bei einem ersten Rundgang, Essen zu gehen, stellen aber schnell fest, dass es zum einen ohne Reservierung schwer ist und zum anderen die Küchen überall um 21 Uhr schließen. Uns bleibt ein Fish-and-ships-Imbiss …aber mit einem süffigen Ale aus einem der zahlreichen Pubs.
Da wir wie beschrieben zwei Tage später in Plymouth sein müssen, wählen wir als nächsten Hafen Brixham – etwa auf halbem Weg. Zwar müssen wir um die erste Landzunge herumkreuzen, die Strömung katapultiert uns aber zügig auf das freie Wasser. Beim Anlegen des Kurses zum Ziel, steht der Strom uns nun aber entgegen. Wir sind weit genug vom Ufer entfernt, so dass wir nur knapp 3 Knoten Strom gegen uns haben. Nach etwa zwei Stunden wird es auch schon besser und wir kommen zügig dem Ziel näher.
Kurz vor dem Hafen haben wir die erste Begegnung mit Delfinen hier an der südenglischen Küste. Es wird ein sich regelmäßig wiederholendes Schauspiel werden und bleibt jedes Mal ein beeindruckendes Erlebnis.
Die Marina von Brixham ist modern, groß und teuer. Der Ort selbst wirkt sehenswert, versteckt sich jedoch am nächsten Morgen im Nieselregen, so dass wir auf einen Rundgang verzichten.
Für den Nachmittag sind 5 bis 6 Bft aus West angekündigt, so dass wir auf die Selbstwendefock wechseln. Zunächst ärgern wir uns über diese Entscheidung, da wir nicht so zügig wie gewohnt vorankommen. Um so ausgiebiger können wir das überwältigend schöne Landschaftspanorama genießen und stellen dabei auch fest, dass es bestimmt noch andere, attraktivere Liegeplätze als Brixham gegeben hätte. So sehen wir, wie einzelne Yachten Taleinschnitte ansteuern und der Karte ist entnehmbar, dass es nur ein kleines Stück flussaufwärts malerisch gelegene Marinas gibt – beim nächsten Mal.
Auf den letzten Meilen nach Plymouth setzt dann der stärkere Wind ein und der Wechsel des Vorsegels macht sich bezahlt. Hoch am Wind passieren wir die vorgelagerten Felsformationen und sind dann bald sicher hinter dem großen Wellenbrecher in der Bucht vor Plymouth. Leider lässt man uns nicht in die City-Marina, verweist uns stattdessen in den Yacht-haven gegenüber der City. Hierher lotsen wir auch den Mitarbeiter des Testcentrums, der an Bord die PCR-Tests durchführt. (Die Ergebnisse haben wir übrigens nie abgerufen und niemanden hat das je interessiert.)

Einen Tag Pause haben wir uns für Plymouth genommen. Unter anderem muss eine Batterie erneuert werden, die sich durch Verbreitung üblen Gestanks disqualifiziert hat. Weiter passiert zum Glück nichts, außer dass es natürlich gleich zwei neue AGM-Batterien in der Versorgerbank werden müssen. Ein Batteriefachgeschäft mit toller Beratung und exquisitem Service – bis an den Hafen – machen die Aufgabe jedoch gut lösbar.
Plymouth selbst beeindruckt durch eine attraktive Innenstadt rund um den Stadthafen. Unser Besuch an diesem einen Tag lässt jedoch nicht zu, die Stadt etwas weiter zu erkunden. Sie hätte bestimmt noch mehr Historisches zu bieten, als sich uns auf Anhieb erschließt. Wir brechen jedoch am nächsten Tag nach Falmouth auf. Für die nächsten Tage ist stürmisches Regenwetter angekündigt und wir wollen in Falmouth auf den Absprung nach Irland warten. Die gut 45 Meilen nach Falmouth sind mit halbem Wind schnell Geschichte und bald schon passieren wir den strahlend weißen Leuchtturm an der Einfahrt zur Falmouth-Bay. Mal wieder geht es ins Päckchen an der Seite einer britischen Crew. Mit dem Achterschiff in Richtung Stadt können wir am Abend ein Konzert einer Queen-Cover-Band erleben – Falmouth macht sich beliebt bei uns.
Die Stadt selbst ist unglaublich lebendig und das Zentrum ist einladend und attraktiv. Wir wandeln durch die Straßen und diverse Geschäfte und genießen den maritimen Hauch, der überall zu spüren ist.
Um die Liegezeit zu verkürzen unternehmen wir am zweiten Tag eine Radtour. Wunderbarer Weise gibt es eine Verleihstation mit E-bikes. Eines der Räder ist zwar nur ¾ geladen aber das wird wohl schon reichen …macht es auch bis auf die letzten 3km. Schnell gewöhnen wir uns an den Linksverkehr und radeln an der Westküste der Falmouth-Bay durch die abwechslungsreiche Landschaft. Ziel ist die King-Harry-Fähre, eine der wenigen noch existierenden Kettenfähren von England. Dank Motorunterstützung geht es die Berge problemlos bergauf – und natürlich um so leichter -auch wieder bergab. Von St. Mawes aus lassen wir uns mit dem Fährschiff zurück nach Falmouth bringen und blicken am Abend auf einen erlebnisreichen und eindrucksvollen Tag zurück.
Bevor wir uns jedoch auf den Weg in Richtung Irland machen, finden wir noch Zeit, das Pendennis-Castle an der Südspitze der Falmouth-Bay zu besuchen. Der einstige Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert wurde immer mehr zu einer Festung ausgebaut und die Bedeutung in den beiden Weltkriegen wird eindrucksvoll dargestellt. Auf jeden Fall beeindruckt die Aussicht auf den Ärmelkanal und die Einfahrt in die Bucht, was die strategische Bedeutung erklärt.
Wir sehen von hier aus bereits unser nächstes Ziel, von dem aus wir uns auf den Weg nach Irland machen wollen. Hierzu dann aber mehr im nächsten Beitrag.

























































































































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